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Heiligenhafen - Bau der Holzbuhnen

Buhnenbau 2016 oder „Die Wissenschaft hat das Wort“ / von Joachim Behnke

Jedes Jahr sieht es entlang der Meeresküsten ein wenig anders aus: Sand kommt, Sand geht, Strand verschwindet, Strand entsteht. Was Touristen vielleicht spannend finden, ist für die gastgebenden Orte an der Ostsee ein ewiger Kampf gegen die Urkräfte der Natur.

Hochwasser, meterhohe Brecher, Winterstürme bis in Orkanstärke nagen an den Küsten und hinterlassen immer wieder Millionenschäden. Kostspielige Anpflanzungen und tonnenweise Sandaufspülungen sind nötig, um mühselig einen Strandzustand wieder herzustellen, der den verständlichen Ansprüchen aller Feriengäste am Meer gerecht wird.

Mit Hilfe exzellenter Wissenschaftler hat hier, in Heiligenhafen, ein neuer Orientierungsprozess eingesetzt: Seit dem Herbst 2016 sind am Nord-Ufer von Stein- und Graswarder zwei sogenannte Testbuhnenfelder mit jeweils fünf Buhnen entstanden. Bezogen auf die Uferlinie reichen sie im Feld „West“ zwischen 20 und 45 Meter und im Feld „Ost“ zwischen 20 und 50 Meter in die See.
Etwa 1.000 Lärchenpfähle sowie gut 1.100 Pfähle aus tropischem Eukalyptus-Holz mit einem Durchmesser von bis zu 30 Zentimetern wurden hier in den Meeresboden gerammt – zwei Meter tief im Landbereich und vier Meter tief im Wasserbereich.

Die Wirkung dieser „durchlässigen Holzpfahl-Buhnen“, wie Experten die groß angelegte Maßnahme bezeichnen, soll nun in einem auf fünf Jahre angelegten Monitoring-Verfahren zunächst sorgfältig analysiert und danach wissenschaftlich unangreifbar dokumentiert werden.

Dem Heiligenhafener Testbuhnen-Experiment liegt ein umfangreiches Forschungsprogramm am Leichtweiß-Institut der Technischen Universität Braunschweig zu Grunde: In systematischen Labor-Experimenten in einem Wellenbecken mit fester Sohle und an einem repräsentativen Küstenabschnitt vor der Ostsee in Warnemünde wurden sowohl 76 Versuche mit küstenparallelen Strömungen ohne Wellen, als auch Versuche mit variierender Brandungsströmung vorgenommen.





Abschließend haben die Wissenschaftler in aufwändigen Nachuntersuchungen die so genannten morphologischen Veränderungen der Unterwasser-Topografie, die durch die Buhnen ausgelöst werden, abgeschätzt und mit den Strömungsverhältnissen verknüpft.

Die Zuversicht ist dementsprechend groß, dass am Ende der langjährigen erfolgreichen Tests auch unter realen Naturbedingungen neuer breiter Strand weitläufig, und zwar auf vielen Metern weit hinaus in die Ostsee, tatsächlich neu hinzugewonnen wird – und in Zukunft erhalten bleibt.

Das alles ist und bleibt in höchstem Maße spannend. Für die Touristiker ebenso wie für die Touristen, die jedes Jahr zu Abertausenden an die Ostseeküste kommen und miterleben, wie der Buhnenzauber funktioniert. Und gebannt beobachten, was es heißt, wenn sie hier sagen:
Wirkungsweise Steinbuhnen Heiligenhafen Ostsee

Alte Technik: Zick-Zack-förmiger Uferlinienverlauf und großräumige Strömungswalzen im Steinmolenfeld.



Wirkungsweise Holzbuhnen Heiligenhafen Ostsee

Meistertechnik: Uferlinienverlauf und Strömungsverhältnisse im durchlässigen Buhnenfeld.
   

Wir sehen zu, dass wir Land gewinnen!



 

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