Die Wirkungsweise der durchlässigen Holzbuhnen Teil 1
wie es funktioniert |
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Die Arbeit von Trampenau und Oumeraci („Wirkungsweise
durchlässiger Pfahlbuhnen“) bildet die Grundlage der Buhnenfelder
in Großenbrode und Heiligenhafen, aber natürlich auch an den
Stränden von Mecklenburg-Vorpommern. Hier soll versucht werden, die Ergebnisse dieser großartigen Arbeit mit den Zielen in Heiligenhafen und Großenbrode zu verknüpfen: Nachhaltiger Küstenschutz statt grober Eingriffe in die Natur |
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Ein Bild aus Google Earth zeigt: Heiligenhafen
ist eine Stadt direkt am Meer.
Links liegt der Steinwarder, rechts der Graswarder mit dem
Naturschutzgebiet. Der Graswarder schützt die Stadt
weitgehend vor Hochwasser und Sturmfluten, er ist aber auch
gleichzeitig die Grundlage der wichtigsten Einnahmequelle der
Menschen in Heiligenhafen: Tourismus. Der Graswarder ist von der Meeresströmung aus Sand "gebaut" worden. Über Jahrhunderte von Wind und Wellen immer wieder verändert, aber stets nach Osten gewachsen. Die wichtigste Frage, die sich nun stellte – braucht Heiligenhafen einen Strand? Oder anders gefragt: Brauchen wir überall einen Strand? Verschwindet in einem Bereich der Sand, z.B. am Steinwarder können die Urlauber doch wenige hundert Meter weiter den Strand genießen? |
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Ganz so einfach ist es nicht. Wie auf dem Bild
vom Februar 2007 zu erkennen, hat der Strand noch eine ganz
andere Funktion: Er schützt die Dünen vor den bei Sturm
anrollenden Wellen, die ansonsten ungebremst in die Düne schlagen
würden, beim Aufprall brechen und mit der beim Brechen
explosionsartig freigesetzten Energie die Düne zerstören würden. Jeder der schon einmal im Meer von einer großen brechenden Welle umgeworfen wurde, kennt die enorme Kraft, die auch an der Ostsee von Wellen ausgeht. Und dann der Rippstrom – das zurücklaufende Wasser nach dem Brechen der Welle. Die unglaubliche Kraft die einem schon mal die Füße wegreißt, wenn man in der Brandungszone im Wasser steht. Dieser Rippstrom ist es, der den Sand vom Strand wegreißt, mit jeder ablaufenden Welle den Sand draußen in den Sandbänken ablagert. Brechende Wellen und Ripstrom – das gilt es unbedingt zu mindern, wenn die Düne ihre für Heiligenhafen so wichtige Rolle beim Hochwasserschutz erhalten soll. Ein breiter Strand ist also: Küstenschutz, Hochwasserschutz! Weil er die Dünen schützt und den Wellen die Kraft nimmt. Die Probleme am Heiligenhafener Strand sind nach jeder Sturmflut sichtbar. - Der Strand ist zu schmal - Sand fehlt, stattdessen überall Kieselsteine - Die Düne ist angegriffen Normalerweise rufen in solch einer Situation alle hektisch nach Geld für die Reparatur der Schäden, Sand muss aufgespült werden, die Düne muss repariert werden. Allein die Sandaufspülung nach der Sturmflut 2006 hat in Heiligenhafen 650.000 EUR verschlungen. Muss das eigentlich auch in Zukunft so sein? Gibt es vielleicht eine Alternative? Kann die Natur sich selbst helfen? Um zu verstehen, wie man einen Strand nachhaltig schützen kann, sollte man einmal versuchen von der Natur zu lernen. Wie entsteht eigentlich ein Strand auf natürliche Art und Weise? Wieso gibt es überall auf der Welt und auch an der Ostsee Strände, die ganz ohne Eingriffe des Menschen entstanden sind und dauerhaft bestehen? Ganz ohne künstliche Sandaufspülungen? Wenn man diese Frage lösen kann, vielleicht kann man dann auch unseren Strand nachhaltig schützen? |
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Faktor 1: Strömung |
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Wie auf dieser Strömungskarte des BSH erkennbar,
wird bewegt sich das Wasser der Ostsee ununterbrochen. Bedingt
durch Wind, Luftdruck, den Einfluss der Tide in der Nordsee über
das Skagerrak usw. Das Wasser strömt mit unterschiedlicher
Geschwindigkeit – erkennbar durch die unterschiedlichen Pfeile
in der Strömungskarte. Und obwohl sich die Strömung stündlich ändert, gibt es doch vorherrschende Strömungen. Wie man auf dem nächsten Bild erkennen kann, herrscht vor dem Warder von Heiligenhafen vorwiegend eine Strömung von West nach Ost. In der Hohwachter Bucht ist es anders herum, an der Westküste Fehmarns vorwiegend von Nord nach Süd und in Großenbrode ebenfalls vorwiegend von Nord nach Süd. Was auffällig ist: An Stränden herrscht eineküstenparallele Strömung vor. |
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Abb. 6.3: Sedimenttransport in der Kieler Bucht, aus: Sterr 1988 |
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Und noch etwas fällt auf: Die küstenparallele Strömung passiert abwechselnd Steilküsten und Strände. Und so kommen wir automatisch zum nächsten Punkt: | |
Faktor 2: SchwebstoffeDie Ostsee ist ein trübes Gewässer. Jeder Taucher kann ein Lied davon singen, man kann nicht weit schauen. Der Grund für das trübe Wasser sind kleine Teilchen, die von der ständigen Strömung in der Schwebe gehalten werden – überwiegend von Sandkörnen in unterschiedlichen Größen. Was dabei spannend ist: schnelle Strömung ist in der Lage große Sandkörner zu transportieren, langsame Strömung nur kleine. Beschleunigt sich eine Strömung, reißt sie Sand mit. Dies ist an jeder Steilküste gut zu beobachten. |
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Verlangsamt sich die Strömung jedoch, kann sie die großen Sandkörner nicht mehr tragen. Sedimentation setzt ein. Ein Strand entsteht! Auch das kann man in der Natur gut beobachten, das beste Beispiel ist der Graswarder: |
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Wir sehen zu, dass wir Land gewinnen! |